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Drei Jahre danach:

Reflexion über die Ursachen für den Tod unseres Sohnes Bernhard Wilden in Peking im Dezember 2006

Drei Jahre sind nun seit dem Tod unseres Sohnes Bernhard vergangen. Jahre, die erfüllt waren von dem immer noch unfaßbaren Geschehen. Es waren Jahre der Recherchen, Jahre des Zuspruches von Freunden und Bekannten, aber auch völlig unbekannten Lesern dieser Webseite oder unseres Buches. Jahre der Enttäuschung, weil deutsche, aber auch chinesische Stellen nicht im geringsten interessiert waren und sind, an einer Aufklärung mitzuhelfen.

Drei Jahre sind Zeit genug, eine Zwischenbilanz zu ziehen. Dabei möchte ich unterscheiden einerseits zwischen Fakten, also nachweisbaren Tatsachen und andererseits Mutmaßungen oder Schlußfolgerungen, seien sie auch noch so plausibel, die aber bis jetzt eben noch nicht bewiesen werden konnten, obwohl es weitgehend möglich gewesen wäre.

Hier an der Beijing Language and Culture University (BLCU) in Peking studierte Bernhard Wilden

Am 24.12.2006 erhielten wir in Köln die Nachricht vom Tode unseres Sohnes in Peking. Am 26.12.2006 reiste mein Mann nach China. Er erhielt ein Visum mit einer Geltungsdauer von drei Tagen. Am 27.12.2006 konnte mein Mann mit der Deutschen Botschaft in Peking Kontakt aufnehmen, später auch mit chinesischen Polizeidienststellen. Während der ganzen Zeit in Peking wurde meinem Mann nicht mitgeteilt, was passiert war, ob also unser Sohn an einem Unfall gestorben ist, ob er ermordet wurde oder Selbstmord begangen habe. Meinem Mann wurde nicht einmal die Stelle gezeigt, an der Bernhard tot aufgefunden worden war, obwohl er darum gebeten hatte.

Hier wurde Bernhard am Morgen des 23. Dez. 2006 tot aufgefunden. Wir konnten diesen Ort durch intensives Recherchieren im Jahr nach seinem Tod herausfinden.

Die Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Peking hat im Dezember 2006 keinerlei Hilfestellung mit dem Ziel geleistet, das Geschehene aufzuklären. Bei der entscheidenden Besprechung mit der „Rechtsmedizin“ wurde mein Mann völlig alleingelassen, niemand von der Botschaft war dabei. Zu der Besprechung wurde mein Mann in einem Dienstwagen der chinesischen Polizei gefahren. Er wußte nicht, wo er hinfuhr, und er wußte nicht, zu welcher Behörde und worum es ging.

Die Botschaft hat meinen Mann im Dezember 2006 nicht unterstützt, auf eine Obduktion der Leiche zu drängen oder den Leichnam nach Deutschland zu überführen. Das war ohne Unterstützung der Behörde im Ergebnis praktisch nicht möglich.

Die Botschaft hat meinen Mann im Dezember 2006 auch nicht unterstützt, Zeugen oder Beweisstücke zum Geschehenen zu ermitteln. Bis heute haben wir weder ein Foto von unserem Sohn, wie er tot aufgefunden wurde, noch einen Obduktionsbericht oder andere Unterlagen des aufnehmenden Krankenhauses erhalten bis auf die Ergebnisse einer Blutuntersuchung, die besagen, daß in Bernhards Blut kein Alkohol und keine Drogen gefunden wurden. Auch hat die Botschaft sich nicht bemüht, Zeugen ausfindig zu machen, die Bernhard an seinem letzten Tag gesehen haben oder die Personen zu benennen, die ihn aufgefunden haben oder im Krankenhaus identifiziert haben. Das waren insgesamt vier Personen. Eine davon konnten wir selbst herausfinden.

Mein Mann kam also am 30. Dezember 2006 mit der Asche seines Sohnes im Gepäck nach Köln nachhause. Er konnte mir nicht berichten, was geschehen war. Ein Dokument hielt er in Händen, nach dem unser Sohn durch "Sturz von großer Höhe" um das Leben gekommen und verblutet sein soll. Das war alles. Wenn wir uns nicht selbst intensiv bemüht hätten, wäre uns bis zum heutigen Tage nichts weiter bekannt.

Im Jahr 2007 konnte mein Mann den letzten Lebenstag unseres Sohnes, also den 22. Dezember 2006, bis zum Nachmittag erfolgreich rekonstruieren. Dieser Tag belegt keine außergewöhnliche Situation: Unser Sohn hat bei seiner Bank 100 Euro in chinesische Währung gewechselt, ging in ein Restaurant allein zum Mittagessen (bei dem er von einer Video-Überwachungskamera gefilmt wurde), schrieb dann nachmittags E-Mails mit Weihnachtsgrüßen u.a. an einen Freund in den USA. Am Morgen des folgenden Tages lag er tot auf der Straße in einem Areal der Bergbauuniversität. Zwei Tage zuvor hatte er bei mir zuhause angerufen und mir mitgeteilt, daß er sein Studium in China sofort abbrechen wolle, da er sich bedroht fühle.

Soweit die Fakten im Dezember 2006.

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Diese Fakten fügen sich mit dem, was wir recherchiert, also gehört, gelesen und gesehen haben, und dem, wie wir unseren Sohn gekannt haben, zu einem Bild über das Geschehene zusammen:

Bernhard war für die Kommunisten ein unbequemer Geist, vermutlich schon seit dem Jahr 2004, als er sich gründlich mit dem kommunistischen Staat auseinandergesetzt hatte. Wahrscheinlich war er also schon längere Zeit aufgefallen durch Reden, die in einem solchen Land unerwünscht sind, wie etwa Beurteilung der Zwangsabtreibungen in China und Reden über den katholischen Glauben. Das Christentum und der Katholizismus sind vielen Menschen in China völlig unbekannt. Es ist etwas, was sie nicht einordnen und beurteilen konnten. Wir haben inzwischen auch aus sicherer Quelle erfahren, daß Bernhard an Vorbereitungskursen für Chinesen, die sich taufen lassen wollen, teilgenommen hat und dort teilweise auch Unterrichtsstunden abgehalten hat. Das ist, soweit uns bekannt, Ausländern untersagt. Ob Bernhard dies wußte oder nicht, können wir nicht beurteilen.

Man könnte natürlich in solchen Fällen den unerwünschten Personen die Aufenthaltsgenehmigung nicht mehr erteilen oder entziehen. Bernhard jedoch hatte ein Dauervisum, er konnte also nach Belieben in China ein- und ausreisen. Hinzu kam, daß man ihm als ordentlich Studierendem im Master-Studiengang schwerlich ohne Begründung die Aufenthaltserlaubnis hätte entziehen können. Also hätte man es anders angehen müssen, und solche Versuche könnte es gegeben haben. Ich erinnere an die Foto-CD, die Bernhard mir bei seinem letzten Aufenthalt in Deutschland im Sommer 2006 gab. Es handelte sich um mehr als 40 Fotos, die Bernhard zusammen mit fünf jungen Frauen zeigt und am 26. April 2006 angefertigt wurden mit einer Kamera, die nicht ihm gehörte. Ich habe es leider versäumt, Bernhard zu fragen, wer diese fünf jungen Frauen sind. Niemand in China, denen mein Mann diese Bilder zeigte, kannte sie. Es könnte sich dabei um einen Versuch gehandelt haben, Bernhard für den Fall, daß er zu einer der Frauen eine nähere Beziehung aufgebaut hätte, in eine verfängliche Situation zu bringen, um dann einen Grund für eine Ausweisung zu konstruieren. Solche Fälle gibt es, das ist uns aus sicherer Quelle bekannt.

 
     
 

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Die fünf unbekannten Frauen

Wie berichtet, rief Bernhard am 21. Dezember 2006 zuhause an und sagte, daß er sein Studium in China abbrechen wollte, wir sollten ihn in China abholen (weil er sein inzwischen umfangreiches Gepäck nicht allein hätte nach Köln schaffen können). Vor diesem Anruf hatte er sich sechs Tage nicht bei uns gemeldet, d.h. wir erhielten in dieser Zeit keine einzige E-Mail von ihm. Das war äußerst ungewöhnlich und war in den mehr als vier Jahren, die er in China gelebt hatte, noch nie passiert.

Da er in seinem Anruf am 21. Dezember auf meine Frage hin sagte, daß er in China bedroht werde, liegt nach derzeitiger Erkenntnis die Vermutung nahe, daß er in den sechs Tagen einen irgendwie gearteten Kontakt mit einer Behörde (Polizei?) gehabt haben könnte, wobei man ihn zur Ausreise drängte, worauf er dann eben tatsächlich danach zuhause anrief und angab, daß er aus China weg wollte. Auch zu seiner Zimmervermieterin hatte er gesagt, daß er nachhause reist, wie wir später bei ihr selbst in Erfahrung bringen konnten.

Bekanntlich hatte ich Bernhard bei seinem Telefonanruf dringend geraten, daß er selbst am nächsten Morgen sofort nach Deutschland fliegen soll, und er stimmte zu. Am nächsten Morgen fand er sein Flugticket nicht, was vermutlich mit folgendem zusammenhängt: Sein Vater gab ihm in den Jahren zuvor stets ein einziges standby-Rückflugticket von Peking nach Frankfurt mit und legte das an einen bestimmten Platz in Bernhards Gepäck. Bei seiner letzten Abreise nach Peking im September 2006 gab ihm sein Vater aber zwei Tickets mit: Eines für den Flug von Peking nach Frankfurt und eines für den Flug von Peking nach München. Bernhard hätte damit eben zwei Optionen für den Flug nach Deutschland gehabt; der Flug nach Frankfurt startet in Peking vormittags und der Flug nach München startet nachmittags. Da dies aber nun zwei Tickets waren, packte Bernhards Vater die Tickets an einen anderen Platz in Bernhards Gepäck. Bernhard suchte nun nach dem Ticket an dem sonst üblichen Platz und fand es demzufolge dort nicht, was zu der logischen Aussage führte, daß er sein Ticket nicht gefunden habe.

Nachdem er also nicht abreisen konnte, verbrachte er den Tag in Peking. Am 22. Dezember 2006, seinem letzten vollen Lebenstag, konnten wir wie bereits gesagt herausfinden, was Bernhard bis nachmittags machte: Nichts, was einen Hinweis auf eine außergewöhnliche Situation gibt. Es gibt Grund zur Vermutung, daß Bernhard an diesem Freitag vor Weihnachten abends eine inoffizielle Weihnachtsfeier besucht hat oder besuchen wollte. Dazu wäre das Gebäude der Bergbau-Universität, vor dem er später tot aufgefunden wurde, sehr geeignet gewesen, gibt es doch dort keinen Pförtner und keine verschlossenen Haustür, sondern fast nur Vorlesungs- bzw. Klassenräume, die für eine Versammlung geeignet sind. Dann hatte er vielleicht innerhalb des Gebäudes der Bergbau-Universität oder außerhalb des Gebäudes eine Begegnung mit jemandem von Polizei oder Geheimdienst, wobei sicherlich nicht die Absicht bestand, Bernhard zu töten. Es hat vielleicht eine verbale Auseinandersetzung gegeben, vielleicht mit der Frage, ob Bernhard denn nun ausreisen wolle, warum er immer noch da sei oder ähnliches. In dessen Verlauf könnte es zu einer tätlichen Auseinandersetzung gekommen sein, wobei Bernhard dann ums Leben kam. Um möglichen Komplikationen beim Auffinden seiner Leiche zu entgehen, schrieben die Behörden in die Todesbescheinigung, daß er an Blutverlust gestorben sei infolge eines Sturzes aus großer Höhe. Über die Ursache dieses Sturzes ist in dieser Todesbescheinigung nichts ausgesagt.

Normalerweise hätte eine solche Todesbescheinigung keine weiteren Fragen nach sich gezogen.

Die Chinesen brauchten nicht damit zu rechnen, daß jemand diese Bescheinigung anzweifelt, auch nicht, daß die Eltern selbst in China auftauchen und nachforschen. Sie haben damit gerechnet, daß der Leichnam verbrannt und die Asche per Flugzeug nach Deutschland gebracht wird, und das alles sollte routinemäßig über die Bühne gehen.

DASS Bernhard weder von einer großen Höhe gestürzt und auch nicht an Blutverlust gestorben ist, können wir weitgehend rekonstruieren. Die Angaben in der Todesbescheinigung sind also falsch.

Zu der Behauptung, daß er aus großer Höhe gestürzt sei: Dies ist nachweislich nicht möglich, da ein Aufstieg an der Treppe unmöglich war wegen des Vorhängeschlosses, das unten an der Treppe angebracht ist. Es konnte auch keine Auskunft über mögliche Verletzungen gegeben werden, die zweifellos entstehen hätten müssen, wenn jemand aus großer Höhe stürzt. Für die Chinesen ist es nicht abwegig zu behaupten, daß jemand sich von einer Höhe gestürzt habe, weil das eine Todesursache in China ist, die oft vorkommt und dort keineswegs ungewöhnlich ist, auch kulturell anders beurteilt wird. Es wird mit dieser Behauptung suggeriert, dass sich Bernhard selber heruntergestürzt haben soll, wenn das auch vor dem Schreiben des chinesischen Botschafters vom 5. Mai 2007 niemals jemand offen gesagt hat, weder jemand von der chinesischen noch von der deutschen Seite. Wäre es so gewesen, was hätte die Chinesen denn abhalten sollen, bei dem Besuch im Dezember 2006 Bernhards Vater zu sagen: „Es tut uns wirklich sehr leid, Ihr Sohn hat Selbstmord begangen. Wir zeigen Ihnen den Ort, wo dies geschah und sie können alle Unterlagen einsehen und mit allen Leuten sprechen“. Dann wäre doch der ganze Aufwand des Vertuschens nicht notwendig gewesen. Im übrigen hatte Bernhard keinerlei ersichtlichen Grund, sich irgendwo hinabstürzen zu wollen (abgesehen davon, daß man diese Treppe ja gar nicht besteigen konnte). Es spricht nichts dafür, daß er das getan habe, aber alles spricht dafür, daß er es nicht getan hat. Er war niemals krank, in ärztlicher oder psychologischer Behandlung, und von irgendwelchen größeren Problemen, die zu so einer Tat führen können, ist uns nichts bekannt.

Später wurde - von Bernhards Vater in die Enge getrieben - von der chinesischen Sicherheitspolizei behauptet, daß Bernhard nur vom dritten Stock gestürzt sei. Diese Behauptung sollte untermauern, warum keine größeren sichtbaren Verletzungen von den Personen, die Bernhard identifiziert haben, bemerkt wurden. Stürzt sich aber ein Selbstmörder vom dritten Stock? Im Zweifel bricht er sich Arm und Beine und überlebt schwerverletzt. Im übrigen war ein Aufstieg auch nur bis zum dritten Stock eben wegen des Vorhängeschlosses unten an der Treppe nicht möglich.

Bernhard ist auch nicht an Blutverlust gestorben. Ein Chinese hat uns darüber informiert, daß der Wortlaut der in chinesischer Sprache verfaßten Todesbescheinigung aussage, daß nur eine oberflächliche Begutachtung des Toten stattgefunden hat, also keine Autopsie wie in der deutschen Übersetzung. Wenn dem so ist, warum nicht? Wie kann man in einem Fall mit unklarer Todesursache in völlig unverantwortlicher Weise eine Autopsie unterlassen, die ja Aufschluß geben könnte?

Es wurde also nicht nachgewiesen, daß ein innerer Blutverlust stattgefunden hat. Das ist allein eine Aussage, die jeder Grundlage entbehrt.

Bernhard kann aber auch nicht an äußerem Blutverlust verstorben sein. Seine Winterjacke wurde meinem Mann von den chinesischen Behörden ausgehändigt; es befindet sich nicht die kleinste Spur von Blut daran. Und auch an seiner völlig verbogenen und kaputten Brille befindet sich keine Spur von Blut. Die Blutlache, die die Chinesen in das vorgeführte Video hineingearbeitet haben, kann es so nicht gegeben haben, das ist in dem Buch (dieses Buch ist auf der Startseite dieser Homepage abgebildet) auf S. 197 ausgeführt.

Woran ist Bernhard nun wirklich gestorben?

Bernhard war, als er tot war, völlig unverletzt, auch im Gesicht, jedenfalls, soweit es derjenige wahrgenommen hat, der ihn im Krankenhaus identifiziert hat. Diese Aussage haben wir von dem Betreffenden selbst erhalten. Bei der Besprechung mit dem PSB im Dezember 2007 wurde meinem Mann nach mehrmaligem und eindringlichem Fragen gesagt, daß Bernhard eine Verletzung am Kopf und am rechten Arm gehabt habe.

Davon stand in der Todesbescheinigung nichts. Das ist verschwiegen worden, stattdessen war von „Tod durch Sturz und Blutverlust“ die Rede. Die Verletzung am Kopf mußte am Hinterkopf gewesen sein, denn die Person, die Bernhard identifiziert hatte, sagte ja, daß Bernhard auch im Gesicht völlig unverletzt gewesen sei. Hätte in der Todesbescheinigung etwas von einer Kopfverletzung gestanden, so wären doch Fragen aufgetaucht: Wie sie entstanden sind und durch wen sie verursacht worden sind, und das alles hätte unbequeme Fragen aufgeworfen.

Die völlig kaputte Brille, überhaupt kein Blut an der Jacke, eine Verletzung am Hinterkopf - das deutet sehr stark darauf hin, daß es eine tätliche Auseinandersetzung gegeben haben muß, in deren Verlauf Bernhard zu Tode gekommen ist. Der Zustand der Brille läßt den Schluß zu, daß jemand darauf mit den Schuhen getreten ist.

Die chinesischen Behörden haben sich in einen weiteren Widerspruch hineinmanipuliert. In der Todesbescheinigung steht: Er wurde "tot aufgefunden". Fotos von dem Toten sollen angeblich nicht existieren. Auf die Frage meines Mannes, warum keine Bilder am Fundort des Toten gemacht wurden, hieß es dann, das sei nicht geschehen, weil Bernhard sofort in ein Krankenhaus eingeliefert worden sei, da der Wachmann, der ihn morgens fand, festgestellt habe: „Er atmet noch.“ -Warum konnte mein Mann nicht mit diesem Wachmann sprechen?

Im Krankenhaus wurde durch eine Blutuntersuchung festgestellt, daß im Blut von Bernhard kein Alkohol und keine Drogen festgestellt werden konnten. Dieses Untersuchungsergebnis wurde meinem Mann sogar auf Papier schriftlich ausgehändigt! Wir haben aber keinerlei Aussagen über den sonstigen Zustand des Leichnams erhalten, auch keine Fotos. Wir haben bis heute keine Krankenhausakten gesehen, wir haben keine Polizeiakten gesehen. Ein damaliger Mitarbeiter der Deutschen Botschaft in Peking sagte im Dezember 2006 zu meinem Mann im Vorübergehen: „Sie glauben doch auch nicht alles, was man Ihnen hier sagt.“

Man darf getrost davon ausgehen, daß an allem, was man uns gesagt hat, nur eines richtig ist: Daß Bernhard tot aufgefunden wurde, und zwar an der Stelle, die mein Mann durch intensive Recherchen selbst ausfindig gemacht hatte. Alles andere ist falsch oder zweideutig angegeben oder konstruiert.

Der damalige deutsche Außenminister Steinmeier ließ uns lediglich ein formelles Kondolenzschreiben schicken, aus dem hervorging, daß ihn der ungeklärte Tod unseres Sohnes und die Verdachtsmomente, daß hier ein Verbrechen vorliegt, überhaupt nicht interessieren.

Die chinesische Regierung ihrerseits hat erhebliche Anstrengungen unternommen, den gewaltsamen Tod von Bernhard - den sie sicherlich so nicht beabsichtigt hat - zu vertuschen.

Das gemeinsame Interesse der deutschen wie der chinesischen Stellen bestand darin, aus dem Fall „Bernhard Wilden“ keinen Fall zu machen. Das Interesse war - wie so oft - stärker als die Suche nach der Wahrheit.

Bei dieser Aussage bleibe ich.

Köln, Dezember 2009

Regina Wilden