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Dezember 2011 - fünf Jahre

Am 22. oder 23. Dezember 2011 ist der fünfte Todestag unseres Sohnes. Das genaue Datum und die Stunde seines Todes kennen wir nicht.

Seither ist nichts mehr in unserem Leben, wie es vorher war.

Bis heute kennen wir nicht die Ursache für den Tod unseres Sohnes in Peking. Eine Obduktion wurde nicht gemacht. Äußere Verletzungen bei Bernhard waren durch die Person, die ihn im Tode identifiziert hat, nicht zu erkennen. Die Aussage der Chinesen in der Todesurkunde - nämlich Tod durch Verbluten infolge Sturzes aus großer Höhe - konnten wir nach menschlichem Ermessen widerlegen.

Wir glauben es, daß unser Sohn tot an der von den Chinesen angegebenen Stelle neben der Feuertreppe der Bergbau-Universität außerhalb des Gebäudes neben einer Tür aufgefunden wurde. Alles andere glauben wir nicht. Man hat uns nicht die Wahrheit gesagt, sondern auf unsere massiven Nachfragen, die man nicht mehr ignorieren konnte, im Gegenteil Dinge vorzutäuschen versucht, die so nicht gewesen sein können. Nach allem, was wir wissen, können wir nur vermuten, daß unser Sohn an einer Kopfverletzung (Schädelbruch?) verstorben ist, die ihm zugefügt wurde. Wir sind auch der Überzeugung, daß die chinesische Regierung dies alles gern ungeschehen machen möchte. Man hat aber nichts zur Aufklärung des Todes unseres Sohnes unternommen, sondern das Gegenteil war der Fall.

Der notwendige Druck der deutschen Medien, der vielleicht Bewegung in die Sache hätte bringen können, ist leider ausgeblieben, warum auch immer.

Im April 2011 wurde der chinesische Künstler Ai Weiwei inhaftiert. Außenminister Westerwelle hat deswegen den chinesischen Botschafter einbestellt und die Bundesregierung hatte erklärt, sie sei in großer Sorge darüber, „daß sie Festsetzung von Ai Weiwei weiter andauert.“ Bundeskanzlerin Merkel äußerte sich erleichtert nach dessen Freilassung.

Der ungeklärte Tod eines jungen Deutschen in Peking hat aber in Deutschland keiner Behörde und keiner Regierungsstelle auch nur irgendein Kopfzerbrechen gemacht. Ich habe Briefe an die Staatsanwaltschaft Köln geschrieben, danach mehr als einmal an den im Jahr 2006 amtierenden Außenminister Dr. Steinmeier. Ich habe an die Bundeskanzlerin Frau Dr. Merkel geschrieben; vom Bundeskanzleramt wurde mein Schreiben an das Auswärtige Amt unter Dr. Westerwelle weitergeleitet. Das alles ist in dieser Homepage dokumentiert. Von allen Stellen kam nur Abwehr, es hat niemanden interessiert, obwohl doch ganz erhebliche Zweifel an der Darstellung der chinesischen Behörden bestehen, die man zu einem großen Teil zu jeder Zeit noch ausräumen könnte.

Wir - Bernhards Eltern - haben das Menschenmögliche getan, um etwas über den Tod unseres Sohnes zu erfahren, aber unsere Möglichkeiten reichen nicht aus. Mehr wissen nur wenige Menschen in China. Einer davon ist tot, unser Sohn. Die anderen schweigen.

Diejenigen Amtsträger in Deutschland, die uns hätten behilflich sein können, haben ebenfalls geschwiegen und außer daß sie uns aus Höflichkeitsgründen kondoliert haben, alles abgewehrt. Ist die dankenswerte Einforderung der Menschenrechte in China durch deutsche Politiker vielleicht nicht mehr als eine regelmäßige Pflichtübung und findet ein Engagement dafür in der Praxis nur statt, wenn es sich um einen spektulären Fall handelt?

Wieviel ist ein Menschenleben wert?

Ein Gedenkgottesdienst in der katholischen Südkirche in Peking für unseren Sohn mit öffentlicher Nennung seines Namens - wie bei uns in Deutschland - ist der zuständigen Pfarrei nicht möglich aus Angst vor den chinesischen Behörden. Wir haben dafür Verständnis, aber warum ist das so?

Mein Mann hat im Dezember 2011 in der katholischen Südkirche in Peking zum Gedenken an unsere Sohn eine Kerze angezündet. Diese Kirche besuchte Bernhard zu Lebzeiten regelmäßig während der vier Jahre seines Aufenthalts in China.

Regina Wilden, Mutter von Bernhard Wilden, im Dezember 2011